Prozessbericht vom 24. Verhandlungstag am 17. September 2014

Der heutige Verhandlungstag verlief ähnlich wie die vorherigen. Die einzelnen Punkte der Anklage werden nach der Reihe durchgegangen (heute I.J), die zugeordneten Telefonüberwachungsprotokolle teilweise zusammengefasst vorgelesen, teilweise laut vorgespielt und die Angeklagten zu den Telefongesprächen befragt.

Heute versicherten die Angeklagten wieder, dass sie für die Hilfeleistungen 10-15 Euro, ein Essen oder gar nichts bekommen haben. Oft haben sie sogar selber draufgezahlt. Für verständnislose Nachfragen seitens der Staatsanwaltschaft sorgte die Tatsache, dass die Nummer eines Angeklagten zu seinen Bekannten nach Griechenland gekommen ist. Die Verteidigung musst erst herausarbeiten, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass Leute aus demselben Dorf sich kennen, sich gegenseitig helfen und wenn sie auf der Flucht sind, miteinander in Kontakt bleiben.

Wieder einmal wurde klar, welche Handlungen hier vor Gericht stehen: Jemandem den Bahnhof zeigen, jemandem zu helfen ein Ticket zu kaufen oder eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren und Essen zu geben.

Für Unverständnis sorgte bei der Richterin, dass ein Angeklagter nicht Vor- und Nachname all jener Personen kennt, mit denen er als Kind in seinem Dorf gespielt hat. Durch ein absurdes Frage-Antwort-Spiel musste die Richterin feststellen, dass es einen Unterschied macht, ob sie den vollständigen Namen von ehemaligen Spielkameraden oder den von aktuell Mitangeklagten abfragt. Letztere werden schließlich seit fünf Monaten laufend im Gericht mit Vor- und Nachnamen angesprochen, Kinder interessieren sich meistens wenig dafür, was in den Dokumenten ihrer Freund_innen steht.

In einer Pause ließ die Richterin anklingen, dass es mit Sicherheit Anfang Oktober noch kein Urteil geben wird und der Prozess sich wahrscheinlich noch im November fortsetzen wird. Wie lange, konnte sie auch den Verteidiger_innen nicht sagen, Schwurgerichtsaal ist im Oktober oft belegt und die Schöff_innen würden schließlich auch Lohnarbeiten, weshalb es schwierig sei, gemeinsame Termine für die Verhandlung zu finden.
Dass der Prozess seit mehr als einem Jahr das Leben der Angeklagten zerstört und ihnen mit jeder Woche den Alltag weiter erschwert, spielt dabei wie selbstverständlich keine Rolle.