Prozessbericht vom 28. Verhandlungstag am 26. September 2014

Heute wurden die Anklagepunkte Z und X verhandelt, in beiden Punkten ging es darum, dass Angeklagte Personen ohne gültige Papiere in ihrer Wohnung einen Schlafplatz überlassen haben sollen. Was in anderen Teilen der Gesellschaft vielleicht als Couchsurfen betrachtet werden würde, wird hier zur kriminellen Handlung aufgebauscht.
Stundenlang wurden Tü’s abgespielt in denen diskutiert wird ob eine Person jetzt bei der einen, oder anderen U-bahnstation aussteigen soll und ob verschiedene Personen noch eine Mitfahrgelegenheit anzubieten haben. Besprochen wurde dabei unter anderem, ob sich ein Angeklagter vom Restgeld von 4 Euro Zigaretten gekauft habe, außerdem wurde auch langwierig die Art und Weise von Familienverhältnisse zwischen beteiligten Personen geklärt. Zu rassistischen Kommentaren kam es dabei immer wieder, die Richterin kam entgegen der Aussage eines Angeklagten zu der Annahme, dass es in Pakistan normal sei, dass Männer mit mehreren Frauen verheiratet seien, offensichtlich wollte sie seine Aussage unbedingt so verstehen. Generell hört man in den letzten Tagen immer wieder erfreutes Gelächter vom Verhandlungstisch, wenn sich der Senat gemeinsam über Konflikte zwischen den Angeklagten oder das Chaos in den Aktenbergen lustig macht, während die ständigen Gerichtstermine das Leben der Angeklagten unglaublich verkomplizieren und enormen psychischen Druck bedeuten.