Prozessbericht vom 34. Verhandlungstag am 22. Oktober 2014

***Deutsch unten***

Questions such as „Have you provided shelter or food for person XY?“ were frequently asked on the 33rd day of trial. These are questions that every person would answer with „yes“ many times a life. Again the accused and the lawyers often pointed out, that things said on telephone do not necessarily lead to actions and discussions about money are not always connected with the support of people. One of the accused also said, that he had not seen one of the witnesses who blamed him at the police before the trial started. This witness is connected with another person, that he had reported at the financial authorities some months before the trial started.
Another one of the accused told a story about an incident that happened at the trainstation Wien Meidling when they wanted to go to Wiener Neustadt: Some persons who had just arrived in Austria asked the accused for help, but they didn’t want to talk to them or offer them any support, because they are afraid of more troubles with the authorities. This incident shows which influence laws such as §114 FPG have. It destroys solidarity with illegalized persons by criminalizing almost every way of supporting them.
The trial goes on quite fast at the moment, today the points PP to TT were discussed in court. At the moment it seems as if a decision on the 4th of december (or even earlier) can be expected.

————————————————

Fragen wie „Haben sie Person XY beherbergt oder mit Essen versorgt?“ waren auch am 33. Prozesstag wieder an der Tagesordnung. Fragen, die wohl jede Person in ihrem Leben des öfteren mit „ja“ beantworten würde. Auch wurde von Angeklagten und Verteidiger_innen immer wieder thematisiert, dass Aussagen, die am Telefon getätigt wurden nicht immer zu einer Handlung führen müssen und dass Diskussionen um Geld nicht immer mit der Unterstützung von Personen zu tun haben. Einer der Angeklagten gab außerdem an, dass er einen Zeugen, der ihn belastet vor Beginn des Prozesses noch nie gesehen hat. Dieser Zeuge steht laut dem Angeklagten aber in Verbindung mit Personen, die er selbst einige Monate vor seiner Festnahme beim Finanzamt angezeigt hatte.
Ein anderer Angeklagter erzählte zu Beginn des Verhandlungstages von einem Vorfall, der zeigt, was Bestimmungen wie der §114 FPG bewirken: Am Bahnhof in Wien Meidling waren mehrere Angeklagte auf dem Weg nach Wiener Neustadt von Personen angesprochen worden, die gerade in Österreich angekommen waren und um Hilfe baten, die Angeklagten wollten sich aber nicht länger mit ihnen unterhalten oder sie unterstützen, da sie Angst vor weiteren Problemen mit der Justiz haben. Bestimmungen wie der Schleppereiparagraph erschweren oder verhindern die Solidarität mit illegalisierten Personen, da jegliche Form der Unterstützung tendenziell von Repression bedroht ist.
Die Verhandlung geht zur Zeit zügig voran, heute wurden die Punkte PP bis TT durchgearbeitet, ein Urteil am 4. Dezember (oder auch früher?) scheint zur Zeit realistisch.