Prozessbericht vom 36. Verhandlungstag am 3. November 2014

**Deutsch unten**

Today the point VV of the charge was the main topic. We were listening to many phone recordings, again some wrong translations were discovered. One of the accused was talking on the phone about meeting a friend at Wien Meidling, the police translated the word „Lohn“ (salary) which was not part of the talk at all. The sentence „come to Vienna, and then let’s see what we’ll do“ was interpreted as if the accused was talking about some kind of criminal business. In another context nobody would think of it as anything else but a common phrase used between friends who want to meet and spend time together. As usual this fact did not get much attention and the trial passed on as if nothing had happened.
One of the accused explained to court again and again that most of the people he had helped were people he knew somehow and that he didn’t wanted to ignore their asking for support. He also gave many examples of situations, when he had bought tickets from his own money without getting anything back. Again there were recordings, in which the voice of the person talking was not recognized by the police translators and consequently linked to a wrong person.
Furthermore some of the lawyers pointed out, that many of the people who were supported by some of the accused had so called „country out letters“, and were therefore obligated to leave Austria to avoid a deportation, which means that their traveling was not illegalized in this case.
Next time point VV will be finished, afterwards the proof brought to court by lawyers and accused will be negotiated. Still a decision on the 4th of December seems likely, so solidarity in court is needed especially these last days of trial.

Heute war Anklagepunkt VV Hauptthema der Verhandlung. Wieder wurden viele Aufnahmen von Telefonprotokollen abgespielt und wieder wurden einige Falschübersetzungen offengelegt. Einer der Angeklagten sprach am Telefon mit einem Freund über ein Treffen am Meidlinger Bahnhof, das Wort „Lohn“ tauchte zwar in der schriftlichen Übersetzung der Polizei auf, keiner der Gerichtsdolmetscher oder der Angeklagten konnten es aber heute hören. Der Satz „treffen wir uns in Wien und schauen was wir machen“ wurde in Verbindung mit einer kriminalisierten Tätigkeit verstanden und nicht, wie es in den meisten anderen alltäglichen Fällen passieren würde, als ein Satz zwischen Freunden die sich treffen wollen und noch keine fixen Pläne haben. Diese schwerwiegenden Fehler änderten aber nichts daran, dass die Verhandlung, wie üblich, ohne diese großartig zu thematisieren weitergeführt wurde.
Einer der Angeklagten erklärte immer und immer wieder, dass er die meisten der Personen denen er Essen oder ein Ticket gekauft hatte zumindest über Ecken gekannt hatte und sie nicht abweisen wollte. Auch gab er wieder einige Beispiele für Situationen in denen er Ticket von seinem eigenen Geld gekauft hatte, ohne jemals beabsichtigt zu haben etwas zurück zu bekommen. Zudem gab es wieder einmal einige Telefonate, in denen die Sprecher falsch zugeordnet worden waren.
Anwält_innen brachten zudem auf, dass viele der Personen, die von den Angeklagten unterstützt worden seien sollen so genannte „country out letters“ hatten und insofern sogar rechtlich verpflichtet waren Österreich zu verlassen, wenn sie nicht eine Abschiebung riskieren wollten.
Das nächste Mal soll VV fertig verhandelt werden sollen. Nach wie vor scheint derzeit eine Urteilsverkündung am 4. Dezember wahrscheinlich, Solidarität im Gerichtssaal ist also gerade jetzt wichtig.