Ausschnitte aus einem Beitrag von Radio Orange am 3. Oktober 2014
Nachzuhören unter http://cba.fro.at/270358
Schon zu Prozessbeginn im Frühling wird klar, dass falsche Übersetzungen der überwachten Telefongespräche vorliegen. Seit September werden nun einzelnen Anklagepunkte anhand der Telefonüberwachungsprotokolle erneut durchgegangen. Die Angeklagten werden zu einzelnen Telefongesprächen befragt. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass für die horrenden Summen, von denen die Rede war, jedes Indiz fehlt.
Einer der Angeklagten erklärt: „Ich bin nicht ganz sicher, wo ich das gelesen habe, dass unsere Gruppe 30 Mio Euro gemacht hat. Aber was wir hier im Gericht anhören, das was die Dolmetscher bei der Polizei übersetzt haben von den Telefonüberwachungsprotokollen, das sind keine Gespräche, wo wir über 500 oder 1000 Euro oder so sprechen.“
Staatsanwaltschaft und Richterin fragen genau nach, sobald Geld in den überwachten Telefonaten erwähnt wird.
Das Sprechen über für den Alltag notwendige Kleinbeträge wird kriminalisiert. Sie hätten sogar aus der eigenen Tasche drauf gezahlt, meinen einige der Angeklagten, wenn sie Leute unterstützt hätten, ihnen etwa den Bahnhof gezeigt haben oder ähnliches.
„Viele Leute wissen das nicht, aber wenn wir auf der Straße wen treffen und die Person spricht meine Muttersprache und fragt mich etwas, dann muss ich helfen. Wenn mich der nach dem Weg fragt, dann muss ich ihm den Weg erklären oder sagen, wo man etwas kaufen kann. Wir haben ihnen auch von unseren Probleme erzählt, weil sie uns gefragt haben. Wenn sie fragen, wie es in Österreich ist, dann müssen wir sagen, dass es hier sehr schwierig ist, es ist nicht so einfach hier zu bleiben. Dann gehen viele weg.“
Wenn hier mit dem Refugee-Protest-Camp abgerechnet werden soll, dann ändert auch ein Freispruch nichts daran. Denn der Alltag der Angeklagten wird auch nach der Enthaftung aus der 8-monatigen Untersuchungshaft im März massiv eingeschränkt.
„Ich hab ganz große Probleme mit meiner Schule. Am Montag war ich in der Schule und meine Lehrerin war sehr böse. Sie hat gesagt, das ist kein Schulabschluss, was du da machst. Ich hab ihr erklärt, dass ich ins Gericht muss, weil wenn ich dort nicht hin gehe, dann bekomme ich Probleme mit dem Gericht. Sie hat gesagt, dass das stimmt aber dass ich auch in der Schule sein muss. Ich habe Angst, weil ich will nicht aus der Schule geschmissen werden. Ich muss auch etwas für mein Leben machen. Jetzt habe ich Termine bis 4. Dezember bekommen, hoffentlich ist das die letzte Verhandlung.
Die andere Kollegen können nicht in die Arbeit gehen. Sie erklären mir immer, dass sie Probleme mit der Arbeit haben, weil wenn sie immer hier beim Gericht sein müssen, ist es nicht möglich, dass sie arbeiten.“