Monthly Archives: June 2014

Prozessbericht vom 17. Verhandlungstag am 25. Juni 2014

Heute wurde die Einvernahme von Bezirksinspektor Rudolf Kranz fortgesetzt.
Im Großen und Ganzen war die Gesamtsituation ähnlich wie bei den ersten beiden Verhandlungstagen, wo er geladen war.
Heute wurde etwas genauer nach der Vertrauensperson gefragt, die als Ausgangspunkt für die Ermittlungen gehandhabt wird. Ob diese etwas versprochen bekommen hätte damit sie aussagt. Nein, nur dass sie anonym bleibt. Warum sie dann zu Polizei gehen sollte und solche Aussagen machen sollte? Weil sie es vielleicht nicht gut fand, dass da „Schlepperei“ passierte. Continue reading

Prozessbericht vom 16. Verhandlungstag am 24.06.2014

Am 16. Verhandlungstag sind zwei Zeugen geladen, sie sind beide anwesend und werden einvernommen. Bevor die Einvernahmen beginnen gibt die Richterin Petra Harbich noch bekannt, dass sie einen Dolmetscher ausgewählt habe, der ausgewählte Telefonmitschnitte aus den Ermittlungen neu transkribieren und übersetzen soll. Dieser Dolmetscher wohnt in Innsbruck, insgesamt gibt es in Österreich nur fünf Personen, die gerichtlich beeidet für Punjabi übersetzen dürfen. Diesem Dolmetscher soll angeordnet werden, dass er bei der Übersetzung nicht zu interpretieren habe. Während der Verhandlung hat sich bereits vielfach herausgestellt, dass dies bei den Übersetzungen der SOKOs gängige Praxis war und ist. Continue reading

Prozessbericht vom 14. Verhandlungstag am 17.06.2014

Bezirksinspektor Rudolf Kranz wurde heute einvernommen. Er verfasste einen der beiden Abschlussberichte, der drei der Angeklagten betrifft und in weiterer Folge der Ermittlungen mit dem Abschlussbericht von Gruppeninspektor Martin Unger chaotisch zusammengelegt wurde. Rudolf Kranz war zu dieser Zeit ebenso wie Martin Unger Mitarbeiter der Sonderkommission(Soko)-Schlepperei Süd. Kranz gab an, seit 1998 im Bereich “Fremdenrecht/Schlepperei” tätig zu sein. Die Argumentationen mit denen er Fehler der Soko-Beamten sowie der Dolmetscher*innen rechtfertigte, waren so gut wie ident mit denen von Martin Unger (siehe Protokoll vom neunten und zehnten Verhandlungstag). Seine Wortwahl war auch fast dieselbe. Er machte viele generelle Aussagen, wenn es aber um konkrete Punkte in diesem Verfahren ging, konnte er keine aussagekräftigen Angaben mehr machen.
Hingewiesen auf die tendenziösen Übersetzungsfehler verwies er stets auf die Dolmetscher*innen. Er müsse sich ja auf diese verlassen können.
Außerdem betonte er immer wieder, dass die Soko “Qualitätskontrollen” der Übersetzungen durchgeführt habe. Dabei sind den Beamt*innen offenbar keine “Mängel” aufgefallen. Der Dolmetscher allerdings konnte, wie sich im Zuge des Prozesses herausstellte, keine zwei Sätze die er selbst auf Deutsch übersetzt hatte auf Punjabi rückübersetzen. Kranz hatte dafür keine Erklärung und verwies erneut darauf, dass er ja – da er die Sprache selbst nicht könne – auf das Vertrauen zu den Dolmetscher*innen angewiesen sei. Continue reading

Prozessbericht vom 15. Verhandlungstag am 18.06.2014

Heute wurde die Befragung von Bezirksinspektor Rudolf Kranz, der während der Ermittlungen Sachbearbeiter bei der Soko Schlepperei Süd war, fortgesetzt. (Siehe auch Bericht vom 14. Verhandlungstag)

Am Anfang wurde Kranz nochmal auf die Übersetzung angesprochen. Er wiederholte immer wieder, was er am Vortag schon gesagt hatte, gab aber schließlich zu, dass die Übersetzung von „Leute“ mit „Schleppungswillige“ nicht korrekt ist.
Zur Struktur der Soko gab Kranz an, dass der operative Leiter der Soko CI Bernhard Korner war, der oberste Leiter war Gerald Tatzgern aus dem Innenministerium (BMI). Kranz selber war bei Besprechungen mit Tatzgern dabei, mit Gruppeninspektor Unger (siehe Prozessberichte vom 9. und 10. Verhandlungstag) habe er sich fast jeden Tag besprochen. Continue reading

Prozessbericht vom 13. Verhandlungstag am 16.06.2014

Heute waren die (BI) Jandrisevits und (GI) Stangl geladen, Beamte die vor allem in der Koordination und Verschriftung der Telefonüberwachung (TÜ) beteiligt waren.
Die Verhandlung heute fühlte sich wie eine Wiederholung der letzten Tage an. Viele Erinnerungslücken. Bei kritischen Fragen Verweise auf die anderen Beamten bis hin zum Hinweis der Verteidigung, dass der jeweilige Beamte im Zeugenstand den betreffenden Bericht ja unterzeichnet hat.

Interessanterweise werden die Lücken in den Ermittlungen und die dünnen Beweise auf die Dolmetscher_innen abgewälzt.
Im konkreten Fall: Es entscheiden die Übersetzer_innen, ob es sich bei Personen über die gesprochen wurde um illegalisiert Aufhältige handelt, ob eine Mitfahrgelegenheit für eine Schleppung kontaktiert wurde, ob am Telefon genannter Geldbetrag „Schlepperlohn“ ist. Zusätzlich dazu welcher Stimme welche Nummer zugeordnet wird und genau welche Person mit Mitr (Punjabi für Inder) oder Pathan (Punjabi für Afghane) gemeint ist. In diesen Sachen mussten die verantwortlichen Beamten sich ja ganz auf die DolmetscherInnen verlassen und können demnach zu etwaigen Widersprüchen nicht weiter befragt werden. Ob es Zweifel bezüglich der Qualifikationen der DolmetscherInnen gegeben habe? „Nun ja.. wenn die nicht ganz sattelfest waren.. haben die sich untereinander beratschlagt“ sagt (GI) Stangl dazu. Continue reading

Prozessbericht vom zwölften Verhandlungstag am 12.6.2014

Die Einvernahme von zwei Beamt*innen, die bei einer Personenkontrolle auf einem Bahngleis dabei gewesen waren, verlief sehr routiniert. Die Beamt*innen gaben an, dass sie an diesem Tag zufällig eine Routine-Kontrolle ausgeführt hätten, sie machen laut eigenen Angaben bis zu 150 Personenkontrollen am Tag. Die für die Beamt*innen offensichtlich „fremdenpolizeilich kontrollierbaren“ Personen hatten teilweise keine gültigen Dokumente, stellten noch während der Amtshandlung einen Asylantrag. Diejenigen unter den Kontrollierten mit gültigen Dokumenten wurden von der Exekutiven für die Schlepper der „Illegalen“ gehalten. Warum? Das sei immer so, dass die Schlepper gültige Dokumente hätten. Auf Nachfrage, wie ausgesucht wird, wer am Bahnsteig kontrolliert wird: “Na, da bekommt man halt ein Auge dafür“. Und die Berufserfahrung. Trotz all dem scheint Racial Profiling keine Praxis zu sein, die im Gerichtssaal weiter thematisiert werden müsste – weder von der Vorsitzenden, noch von der Verteidigung.
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Prozessbericht vom elften Verhandlungstag am 11.6.2014

Der elfte Verhandlungstag ist für Zeug_innen vorgesehen, die über die Internetplattform mitfahrgelegenheit.de Personen von Österreich nach Deutschland mitgenommen haben sollen.
Von den sechs geladenen Zeug_innen sind nur zwei erschienen. Die Einvernahmen dauerten nicht lange, es ging vor allem darum, zu erklären, wie die Plattform funktioniert und zwei konkrete Vorfälle zu besprechen. Die Mitfahrgelegenheiten sollen für andere Personen organisiert worden sein und diese zum Treffpunkt begleitet.
Schon um 10:10 war die Verhandlung beendet. Morgen werden Polizist_innen, die bei Festnahmen dabei waren, einvernommen. Continue reading