Prozessbericht vom 25. Verhandlungstag am 18. September 2014

…und wieder ein Tag mit Telefonüberwachungsprotokollen und Befragungen der Angeklagten.
Voraussichtlich einer von vielen, die uns noch bevorstehen. Zum nächsten Verhandlungstag am 24. 09.(der erst um 10:00 beginnen wird!) sollen weitere Prozesstermine bekannt gegeben werden.

Heute wurde der Fünftangeklagte viel befragt, aber auch der 1., 4. und 6. Angeklagte.
Festgestellt werden konnte, dass Reisen Geld kostet – mit dem Zug mehr als mit einer Mitfahrgelegenheit. Nach den Aussagen der Angeklagten, bezahlt das die Person, die fährt, selber – oder jemand überweist ihr Geld dafür. Teilweise haben auch die Angeklagten bezahlt, oder es wurde im Servitenkloster Geld für die Weiterreise gesammelt. Durchaus kriminelle Tätigkeiten.

Einem Angeklagten wurden Scherze und Angeberei am Telefon ein wenig zum Verhängnis, aber er konnte glaubwürdig erklären, dass 500 oder 600 Euro von Wien nach Deutschland niemand bezahlen würde.
Außerdem kam kurz die Anzeige ins Spiel, die ein Angeklagter gegen Bekannte von ihm wegen Steuerhinterziehung erstattet hatte. Er machte das Gericht darauf aufmerksam, dass diese ihm deswegen eins auswischen und ihn durch eine falsche Zeugenaussage wegen Schlepperei vor Gericht bringen wollten.

Die Stimmung im Gerichtssaal war eher angespannt, immer wieder werden Angeklagte und Verteidigung von der Richterin zurecht gepfiffen.
Für größere Aufregung sorgte die Frage eines Schöffen, der – nachdem ein Angeklagter erzählte, dass ihn unbekannte Personen am Bahnhof angesprochen haben, weil sie nach Italien wollten – fragte: „Wie waren sie da angezogen? So wie heute oder hat man da gesehen dass sie Pakistani waren?“. Die mit dieser Frage transportierte kulturrassistische Annahme, der Angeklagte hätte sich – seiner „Abstammung“ gemäß – anders anzuziehen, löste bei einigen
Zuschauerinnen mittellaut artikulierten Unmut aus. Daraufhin platzte der Richterin der Kragen und sie forderte eine Prozessbeobachterin auf, ihren Ausweis zu zeigen oder den Saal zu verlassen.

Nach dem Zwischenfall ging das Spektakel wie gewohnt über die Bühne – dieses Mal bis dreiviertel 4.