Prozessbericht vom 31.Verhandlungstag am 9. Oktober 2014

Am heutigen Prozesstag wurden vier Anklagepunkte (HH, II, JJ, KK) verhandelt, ein weiterer (LL) angeschnitten. Bei mehreren Telefonaten stellten sicher wieder einmal schwere Übersetzungsfehler heraus. So wurde der Begriff „tora“, der auf griechisch „dringend“ bedeutet im Akt zum Namen einer Stadt in Deutschland. „Hawala“, ein Wort dass im Kontext des Telefonats „Garantie“ heißt, wurde in der Übersetzung zu einem Zahlungssystem ähnlich wie Western Union.¹ Auch waren wieder einige Aufnahmen der Telefonüberwachungen fehlerhaft und die Sprecher falsch zugeordnet. Ein Telefonat, in dem über Geld für ein Handy geredet wurde, wurde als Diskussion über Schlepperlöhne dargestellt, die Wegbeschreibung, die ein Angeklagter einem anderen am Telefon gab, wurde zu „Anweisungen“ („Er hat ihn angewiesen, die U4 zu nehmen.“). Durch diese Formulierungen wird eine alltägliche Situation als krimineller Akt verzerrt dargestellt.
Immer wieder wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass Telefonate nicht notwendigerweise bedeuten, dass deren Inhalte auch wirklich passieren. In den Aussagen der Richterin und der Staatsanwältin zeigte sich immer wieder das Unverständnis dafür, dass Personen andere, deren Nachnamen sie möglicherweise nicht kennen, unterstützen könnten, ohne selbst davon finanziell zu profitieren, sondern oftmals auch Geld für andere auszugeben.

¹Tatsächlich gibt es ein altes Zahlungsmodell, dass auf Vertrauen basiert und auch mit “Hawala” bezeichnet wird, darum ging es aber nicht in dem Telefonat.