Infobroschüre “Im Park beginnt alles” // .pdf Dowload
Booklet “It all starts in the park” // .pdf Download
Statement von einigen Angeklagten//Statement by some of the accused (5.6.2014)
Internet-Kampagne Werde Fluchtherlfer.in: www.fluchthelfer.in
Vortrag (Tonaufnahme): Juridikum-Podiumsdiskussion anlässlich der Fortsetzung des „Schlepperei-Prozesses“ (mit einem der Anwälte, einer Mitarbeiterin des Instituts für Staats- und Verwaltungsrecht und einem Vertreter der Unterstützer*innen-gruppe)
Indymedia: Widerstand ist überall! Solidarität mit den inhaftierten Refugee-Aktivisten in Österreich!
Vortrags-Mitschnitt: “Solidarität mit den Angeklagten im ‘Schlepperei’-Prozess”
Video: Dienstleistung: Fluchthilfe
Malmoe (06.03.2014): Schlepperboss Grenzabschottung
Progress: Politischer Prozess
Progress: Schlepperei in Zeiten unbegrenzter Grenzen
Buchbeitrag (2006): Skizze zu historischen Bedeutungszusammenhängen des Begriffs „Schlepper“
Krisis (28.08.2003): Staat und Schlepper
(english below)
Was bedeutet eigentlich „Schlepperei“?
Der Tatbestand Schlepperei (§114 FPG) bestraft Personen, die den illegalisierten Grenzübertritt von Personen fördern und dadurch Einnahmen machen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. In den Medien und von den Gesetzgeber_innen oftmals als Millionengewinne dargestellt, geht es in der Realität oftmals um sehr viel weniger, das Gesetz kennt keine Untergrenze für den erzielten Gewinn.
Auch die Grausamkeiten und die Ausbeutung die den sogenannten “Geschleppten” zugefügt wird, findet sich in den Zeilen des Grundtatbestandes nicht wieder, dennoch wird “Schlepperei” meistens in einem Atemzug und ohne Abgrenzung zum Delikt des Menschenhandels erwähnt .
Um die gerne als “Schlepperbosse” oder “Schleppermafia” bezeichneten Akteur_innen auszuforschen, wurden im Jänner 2013 Sonderkommissionen wie die Soko Süd oder die Soko Nord, die die Grenzen nach Ungarn und der Slowakei überwachen, eingerichtet. Transnationale Schlepperdatenbanken wie FIMATHU (Facilitated Illegal Immigration Affecting Austria and Hungary), die der besseren Zusammenarbeit der Behörden dienen sollen, gibt es schon seit den späten 90er Jahren, außerdem einen alljährlichen Schleppereibericht des Bundeskriminalamtes. Dass ein repressives Grenzregime Menschen
dazu zwingt auf immer gefährlichere Art und Weise Grenzen zu überqueren, wird ausgeblendet – das Bild des skrupellosen Schleppers, der im Hintergrund seine Fäden zieht mit allen Mitteln konstruiert.
Aus juristischer Perspektive handelt es sich beim Schleppereiparagraphen um ein sehr weit gefasstes Delikt. “Fördern” kann wie auch die Rechtssprechung schon bewiesen hat, nahezu jede Tathandlung bedeuten:
Das Anbieten von Übernachtungsmöglichkeiten ebenso wie das Kaufen von Zugtickets, eine Autofahrt oder das Weitergeben von Informationen, die den Grenzübertritt erleichtern. Der sogenannte “Bereicherungsvorsatz” bedeutet, dass die beschuldigte Person durch die Tat mehr als ihre Kosten zurückerhalten hat, der zeitliche und örtliche Zusammenhang spielt hierbei jedoch keine Rolle, ebensowenig, ob eine dritte Person zahlt oder bezahlt wird. In Summe bedeutet das, dass irgendwann, irgendwo zwischen irgendwelchen Personen dafür Geld fließen muss, dass eine Person eine Grenze übertritt, die sie nicht übertreten darf. Strafverschärfungen gibt es, wenn einer größeren Zahl von Menschen der Grenzübertritt ermöglicht wird oder wenn die „Taten“ der Finanzierung des Lebensunterhalts dienen sollen bzw. wenn die betroffenen Personen
unter „besonderen Qualen“ (Hitze, enger Raum etc.) leiden.
Auch hier wird selten bis nie die Frage aufgeworfen, warum zu derartigen Transportmitteln gegriffen wird bzw. werden muss. Bis zu 10 Jahre beträgt die Strafdrohung, wenn eine „Kriminelle Vereinigung“ dafür verantwortlich gemacht wird.
Entwicklungen auf EU- Ebene
Insbesondere seit den 1990ern gibt es eine Vielzahl an EU-Richtlinien allesamt mit dem Ziel der „Bekämpfung der illegalen Migration“. Die Bekämpfung der Schlepperei scheint dabei stets als wesentliches Element auf, argumentiert wird hauptsächlich mit Menschenrechten und der öffentlichen Sicherheit. Richtlinien haben als Vorgaben für die nationale Rechtsgebung großen Einfluss, ihre Umsetzung ist für die Mitgliedsstaaten verbindlich. Zentrale Debatten waren vor allem der oben genannte „Bereicherungsvorsatz“, der einige Jahre lang komplett gestrichen wurde, was zu einer noch weiter reichenden Kriminalisierung
führte, aber auch die Einführung der Strafbarkeit der „Durchreise“ sowie
eine Erhöhung der Strafdrohungen.
Was bleibt, ist ein sehr vage gefasster Straftatbestand, der schlussendlich einzig und allein die Unterstützung zum Grenzübertritt bestraft und einer sich immer mehr abschottenden Festung Europa eine von vielen rechtlichen Möglichkeiten bietet Menschen die Bewegungsfreiheit zu verwehren und die Lebensrealitäten der beteiligten Personen hinter rassistischen Argumentationen verschwinden lässt.
What does „facilitation“ („Schlepperei“) actually mean?
The element of offence called Schlepperei (§114 FPG) in Austrian Law prosecutes persons, who support the illegalized border crossing of others in order to gain money, with prison sentences up to two years. Although the profits are often presented in the media and by legislators in the sphere of millions of euros, in the reality the profits are considerably smaller – the law doesn’t accept any lower limit for the achieved profit. Also the cruelties and the exploitation that persons are being exposed to don’t appear in the law texts, nevertheless Schlepperei is usually mentioned in direct relation to human trafficking without drawing boundaries between these two delicts. In order to investigate the so-called “facilitation bosses/facilitation mafia” protagonists, the government established two special omissions in January 2013, “SoKo Nord” and “SoKo Süd” in order to control the borders to Hungary and Slovakia. Transnational databases like FIMATHU (Facilitated Illegal Immigration Affecting Austria and Hungary), that serve the authorities through better information exchange and collaboration, are already existing since the late 90ies, in addition the annual “facilitation report” done by the BKA (Bundeskriminalamt).
The image of the unscrupulous facilitator, who is doing this “work” secretly in the background is being constructed all the time, while it is masked that the repressive border regime forces persons to cross borders in more and more dangerous and risky methods.
From the judicial perspective this clause (§114 FPG) can incorporate a very wide range of actions. “Support” can almost be everything, as the jurisdiction already showed: to offer sleeping places, to buy train tickets, a car trip or even to circulate information that alleviates border crossings. The so-called “enrichment intent” means, that the accused person got more money back through the deed, than has been spent before. The local or temporal context doesn’t matter here, also not if there is another person involved.
To sum this up it means that at anytime, at anyplace between some persons there has to be some current of money in order to bring a illegalized person across a border.
If through this support it is possible for a larger number of persons to cross borders or if the “deeds” are done in order to finance the means of subsistence or if the persons are suffering in special ways (like heat, narrow rooms,…) there will be increase in penalty. Also here it is hardly talked about the reasons, why people have to choose these means of transport. There is the possibility of penalty up to ten years of prison, if there is a “criminal association” responsible – the past shows how imprecise the term “criminal association” is.
Development in the EU-laws
Especially since the 1990ies there is a plurality of EU-rules-of-action, all of them with the goal of combating illegal migration. The fight against facilitation/Schlepperei appears as a crucial element – arguments are mostly human rights and public security. EU-rules-of-action are influencing the national judicature in a very drastic way, the realization is compulsive for every EU-member state. Crucial debates are especially the “enrichment intent”, which was even cut out of the laws for some years, which lead to an even bigger criminalization than before; but also the establishment of culpability of “travelling through” plus an increase in possible penalties.
What we have here, is an extremely vague element of offence, which in the end simply punishes the support for border crossings and which gives the more and more closed Fortress Europe a lot of legal possibilities to refuse peoples’ freedom of movement; in addition to this, the reality of participating persons falls back completely behind racist argumentations.
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Flyer/Plakate:
Migration entkriminalisieren! Plakat zur Anti-Repressions-Demo am 3.Mai 2014 / 14 Uhr / Wien Karlsplatz